Pflanze des Monats Dezember 2022

Christrose

(Helleborus niger L.)

Christrose (Foto: Pixabay)
Christrose (Foto: Pixabay)

Die Schneerose oder Christrose (Helleborus niger) gehört zur Gattung Nieswurz in der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranucluaceae). Je nach Autorenauffassung umfasst die Gattung etwa 15 bis 25 Arten. Die Christrose ist in den östlichen Nord- und Südalpen, im Apennin und im nördlichen Balkan verbreitet und kommt in hochmontanen oder subalpinen Bergwäldern vor. In Deutschland ist die Pflanzenart nur im Süden Bayerns heimisch. Bei uns ist die Christrose mit den auffallend großen, weißen Blüten vor allem durch die Verwendung als Gartenzierpflanze bekannt.

Die immergrüne ausdauernd krautige Pflanze wird zwischen 10 und 30 Zentimeter groß. Sie hat ein schwarzes Rhizom und schwarze Wurzeln. An geeigneten Standorten können Exemplare dieser Art bis zu 25 Jahre alt werden.

 

Die am Grund lang gestielten Laubblätter sind „fußförmig“ geteilt (sieben bis neun Abschnitte) und fast ledrig. Die Blätter sind tiefgrün, frostempfindlich und an ihrem natürlichen Standort durch Schnee geschützt.

 

Die Blüten erscheinen hauptsächlich zwischen Februar und April. Je nach Schnee- und Höhenlage kann die Blütezeit aber auch schon im November beginnen bzw. im Mai enden. Die endständigen Blüten erreichten einen Durchmesser zwischen 5 und 10 Zentimetern. Die weiße bis rosa gefärbte Blütenhülle bleibt lange erhalten und verfärbt sich während des Abblühens grünlich oder ist durch Anthocyane rötlich überlaufen.

Christrose mit verfärbter Blütenhülle (Foto: Pixabay)
Christrose mit verfärbter Blütenhülle (Foto: Pixabay)

Die zahlreichen gelben bis gelbgrünen, tütenförmigen Nektarblätter sondern reichlich Nektar ab und duften anders sowie intensiver als die Blütenhülle. Die ebenfalls zahlreichen, gelben Staubblätter sind an der verlängerten Blütenachse spiralig angeordnet.

Endständige Blüte der Christrose  (Foto:Pixabay)
Endständige Blüte der Christrose (Foto:Pixabay)

Die Samen sitzen in einer sogenannten Balgfrucht, die von 3 bis 8 nur an der Basis verwachsenen Hüllblättern gebildet werden Die Reifezeit der Samen, die einen Ölkörper (Elaiosom) besitzen, fällt in den Frühsommer. Die Samen werden durch das fettreiche Anhängsel vor allem durch Ameisen verbreitet (Myrmekochorie). Aber auch Schnecken tragen zur Verbreitung bei.

 

Alle Pflanzenteile der Schwarzen Nieswurz, wie die Christrose auch genannt wird, sind giftig. Daher verwundert es auch nicht, dass die Christrose und ihre Verwandten aufgrund der enthalten starke Gifte, vor allem Saponine und Protoanemonin bereits seit der Antike eine wichtige Rolle in der Heilkunde spielten. Die Pflanzen wurden beispielsweise als Brechmittel und als Heilmittel gegen Geisteskrankheiten eingesetzt. Noch Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie zur Therapie von Herzschwäche, auch als Alternative zu Digitalis-Präparaten verwendet und auch als Wasser ausschwemmendes Mittel eingesetzt. Der Name Nieswurz rührt im Übrigen von der angeblichen Verwendung des gepulverten Rhizoms her, das heftiges Niesen verursacht und Bestandteil des aus dem Erzgebirge stammenden „Schneeberger Schnupftabaks“ gewesen sein soll. „Als Ingredienz des Schneeberger Schnupftabaks wurde nach der Aschner Fibel die sog. Weiße Nieswurz deklariert, die allerdings nach heutigem Verständnis nichts anderes als der weiße Germer (Veratrum album) ist. Zudem kommt hinzu, dass die schwarze Nieswurz gar nicht im Erzgebirge verbreitet ist. Dennoch durften ob des Irrtums die Freunde des Schneeberger Schnupftabaks nicht ganz befreit aufatmen: Auch der damals enthaltene weiße Germer ist toxisch“ (https://rzbvm050.uni-regensburg.de/christrose/schnupftabak.htm).

Christrosenblüte mit Tannengrün und Noten (Foto: Pixabay)
Christrosenblüte mit Tannengrün und Noten (Foto: Pixabay)

Im Aberglauben wurde die Christrose wegen ihrer starken Wirkungen seit jeher mit Übernatürlichem in Verbindung gebracht. Zum einen galt sie wegen ihrer Toxizität als „Teufelskraut“ (Helleborus → gr. helein = töten, bora = Speise) zum anderen jedoch als Christusblume. So soll einer der Hirten auf dem Weg zum Stall in Bethlehem kein Geschenk für den neugeborenen Jesus gehabt haben. Als er deswegen weinte, wuchs dort, wo die Tränen auf den Boden fielen, die Christrose. Aus dieser pflückte er einen Strauß für das Jesuskind.

Hintergrund dieser Herleitung ist vermutlich die Blütezeit der Christrose um Weihnachten. Das Adventslied „Es ist ein Ros’ entsprungen”, mit dem weiteren Liedtext „…aus einer Wurzel zart. Wie uns die Alten sungen, von Jesse kam die Art“, bezieht sich wahrscheinlich auf die Christrose.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine schöne Adventszeit und ein frohes Fest!

 

Andreas Metzmacher

 

 

Verwendete Literatur:

 

R. Düll u. H. Kutzelnigg 2005: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands, Wiebelsheim: Quelle & Meyer-Verlag

https://www.pflanzen-vielfalt.net/wildpflanzen-kraeuter-a-z/uebersicht-pflanzen-s-z/schneerose-christrose/, aufgerufen am 30.11.22

https://www.heilpraxisnet.de/heilpflanzen/christrose-nieswurz-geschichte-wirkungen-und-gefahren/, aufgerufen am 30.11.22

https://www.pflanzen-deutschland.de/Helleborus_niger.html, aufgerufen am 30.11.22

https://floraweb.de/xsql/artenhome.xsql?suchnr=2803&, aufgerufen am 30.11.22

Universität Regensburg: „Es blüht eine Rose zur Weihnachtszeit ...“ Die sagenumwobene Christrose in historischen Darstellungen (https://rzbvm050.uni-regensburg.de/christrose/index.html), Uni Regensburg, aufgerufen am 30.11.22

 

Fotos: Pixabay